AFRIKA/NIGERIA - Katholischer Priester warnt vor Ausweitung der Anwendung des islamischen Rechts

Freitag, 14 Februar 2025 schariah   ortskirchen  

Abuja (Fides) – Vor der Ausweitung der Anwendung des islamischen Rechts (Scharia) in den Staaten Nigerias, in denen es religiös gemischte Familien gibt, warnte Pfarrer Lawrence Chukwunweike Emehel, Direktor der Abteilung für Mission und Dialog des Katholischen Sekretariats von Nigeria (Catholic Secretariat of Nigeria, CSN), während einer Pressekonferenz am gestrigen 13. Februar.
„Die Verfassung erlaubt zwar die Anwendung der Scharia in persönlichen Angelegenheiten, aber ihre Umsetzung muss mit Vorsicht gehandhabt werden, um die Ausgrenzung anderer religiöser Gruppen zu vermeiden“, sagte Pfarrer Emehel.
Der Priester warnte davor, dass die Bevorzugung einer religiösen Gruppe gegenüber einer anderen besonders im Südwesten destabilisierend wirken könnte, wo in Familien häufig Angehörige verschiedener Glaubensrichtungen zusammenleben.
Die Frage wurde im Zusammenhang mit einer Kontroverse aufgeworfen, die im Südwesten Nigerias über die Einrichtung von Scharia-Kommissionen in der Region ausgebrochen ist, wobei muslimische Führer ihr Recht auf Selbstbestimmung betonten und nicht-muslimische Gruppen ihre Besorgnis über die möglichen Auswirkungen solcher muslimischer Kommissionen zum Ausdruck brachten.
Alles begann Ende letzten Jahres, als eine muslimische Gruppe in der Stadt Oyo im südwestlichen Bundesstaat Oyo ihre Absicht ankündigte, ein Scharia-Komitee in dem Gebiet einzurichten.
Der Oberste Rat für die Scharia in Nigeria (Supreme Council for Shari'ah in Nigeria, SCSN, Zweigstelle Oyo) kündigte an, die für den 11. Januar geplante Einweihung auf unbestimmte Zeit zu verschieben, nachdem es seitdem zu Protesten gekommen war. Im Mittelpunkt der Kontroverse steht die Unterscheidung zwischen Scharia-Gerichten und Scharia-Kommissionen. Muslimischen Führern zufolge handelt es sich bei Scharia-Panels nicht um Gerichte, sondern um Schlichtungsausschüsse, die zivile Angelegenheiten wie Heirat, Scheidung, Erbschaft und Streitigkeiten über vertragliche Vereinbarungen zwischen Muslimen regeln.
„Der Wunsch nach der Durchsetzung der Scharia entspringt der Unzufriedenheit mit dem derzeitigen System, aber es ist von entscheidender Bedeutung, sicherzustellen, dass jede Rechtsreform die Integration und den Respekt vor der religiösen Vielfalt fördert. Wir müssen anerkennen, dass Nigerianer nicht isoliert leben und kein Gesetz andere in ihren Praktiken behindern oder einschränken sollte. Unsere nationale Identität und die Verfassungsgarantie der Religionsfreiheit dürfen nicht untergraben werden“, betonte Pfarrer Emehel in diesem Zusammenhang abschließend.
(L.M.) (Fides 14/2/2025)


Teilen: