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Abu Dhabi (Fides) - In einer Welt, in der die Säkularisierung immer weiter voranschreitet, sei „das einzige Gegenmittel die Begegnung und der Dialog auf der Grundlage von Freundschaft und Respekt zwischen Menschen verschiedener religiöser Traditionen“. Dies könne „uns helfen, jene Form des Misstrauens zu überwinden, die wir leider immer häufiger in hochgradig säkularisierten Gesellschaften beobachten“, d.h. „Misstrauen oder sogar Feindseligkeit nicht nur gegenüber bestimmten religiösen Traditionen, sondern gegenüber der religiösen Dimension selbst“, so Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, Propräfekt des Dikasteriums für Evangelisierung - Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen - in seiner Rede in Abu Dhabi bei der Eröffnung der Zeremonie zur Verleihung des „Zayed-Preises für menschliche Geschwisterlichkeit“. Der Preis wurde 2019 im Anschluss an die Unterzeichnung des „Dokuments über Brüderlichkeit alle Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ ins Leben gerufen, das am 4. Februar desselben Jahres in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem Großimam von Al-Azhar, Ahmad Al-Tayyeb, unterzeichnet wurde.
Sechs Jahre nach dieser historischen Unterzeichnung versicherte Kardinal Tagle als Vertreter des Heiligen Stuhls im „Abrahamic Family House“, einer Einrichtung, die ebenfalls aus der Veröffentlichung des Dokuments hervorgegangen ist, den Anwesenden, dass die katholische Kirche den „Wert der Förderung der Freundschaft und des Respekts zwischen Männern und Frauen verschiedener religiöser Traditionen“ anerkenne und hochhalt und, betonte, wie wichtig diese Aspekte heute seien, „da einerseits die Welt in gewissem Sinne ‚kleiner‘ als je zuvor geworden ist und andererseits das Phänomen der Migration den Kontakt zwischen Menschen und Gemeinschaften verschiedener Traditionen, Kulturen und Religionen intensiviert hat“.
„In verschiedenen Teilen der Welt“, so der Propräfekt des Missionsdikasteriums, ‚gibt es Situationen, in denen das Zusammenleben schwierig ist und in denen politische oder wirtschaftliche Beweggründe kulturelle oder religiöse Unterschiede instrumentalisieren, Missverständnisse oder Fehler der Vergangenheit schüren und ein Klima des Misstrauens und der Angst erzeugen“. Daher die Aufforderung, über den Dialog als „einziges Gegenmittel“ nachzudenken.
„In der Tat werden wir jedes Mal, wenn wir diesen Weg beschreiten, der vom Dokument über die Geschwisterlichk der Menschen aufgezeigt wird, immer authentischer menschlich“, betonte der Propräfekt des Dikasteriums für Evangelisierung und erinnerte daran, dass in säkularisierten Gesellschaften in denen „Religion als etwas Unnützes oder gar Gefährliches angesehen wird und man oft denkt, dass ein Zusammenleben nur möglich ist, wenn die Menschen ihre religiöse Zugehörigkeit in den rein privaten Bereich verlegen oder sich in ‚neutralen‘ Räumen begegnen, die keinen Bezug zum Transzendenten haben“, der Dialog in der Tat die einzige praktikable Lösung sei.
„Es ist unmöglich zu glauben, dass die Geschwisterlichkeit in einem 'Labor' entstehen kann. Natürlich muss jeder die aufrichtigen Überzeugungen der anderen respektieren, auch die der Nicht-Gläubigen, aber wir müssen den Mut und die Geduld haben, dies zu tun und dabei dem treu zu bleiben, was wir sind und woran wir glauben“, schloss der Kardinal und betonte, dass „die Anerkennung des Grundrechts auf Religionsfreiheit in all ihren Dimensionen für den Weltfrieden und das gemeinsame Zusammenleben unerlässlich ist“.
Seit seiner Einführung (2019) wurde der Zayed-Preis für menschliche Geschwisterlichkeit bisher an 16 Preisträger verliehen, darunter 11 Einzelpersonen und 5 Organisationen. Insgesamt waren 66 Länder am Nominierungsverfahren beteiligt. Der diesjährige Preisträger war die „World Central Kitchen“, eine humanitäre Organisation, die von Krisen und Konflikten betroffene Gemeinschaften mit Lebensmitteln versorgt. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, für ihr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel. Ein weiterer Preis ging an den äthiopisch-amerikanischen Erfinder Heman Bekele, der im Alter von nur fünfzehn Jahren einen kostengünstige Seifenprototyp (Melanoma treating Soap) entwickelt hat, der Hautkrebs im Frühstadium verhindert und heilt.
(F.B.) (Fides 4/2/2025)