Archdiocese of Yangon
Pyay (Fides) - Die katholischen Gläubigen des Staates Rakhine (oder Arakan) im Westen Myanmars haben ihren neuen Bischof Peter Tin Wai willkommen geheißen, der dazu berufen ist, die katholischen Gläubigen in einer Situation des Bürgerkriegs zu leiten, während die Zusammenstöße zwischen der „Arakan Army“, den lokalen Milizen und der regulären burmesischen Armee auf dem Gebiet des Staates andauern.
Ungeachtet der weit verbreiteten Gewalt und der Vertreibung haben sich in den letzten Tagen mehr als 2.000 katholische Gläubige in der Stadt Pyay, der Diözese, die das gesamte Gebiet des Rakhine-Staates umfasst, versammelt, um sich um den neuen Bischof willkommen zu heißen. An der feierlichen Eucharistie mit der Weihe des neuen Bischofs, die gestern von Kardinal Charles Maung Bo, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Myanmar, geleitet wurde, nahmen etwa 20 birmanische Bischöfe, 150 Priester, mehr als 200 Ordensfrauen und Tausende von Gläubigen teil, die aus den umliegenden Städten und Dörfern zusammengekommen waren. Viele andere waren nicht in der Lage, sich auf den Weg zu machen und ihre Dörfer inmitten der Kämpfe zu verlassen, sondern beteten in ihren Häusern oder in den Wäldern, wo sie notdürftig untergebracht sind.
Die Diözese Pyay wird größtenteils von der ethnischen Volksgruppe der Rakhine bewohnt, darunter etwa 30.000 Katholiken, in einem Gebiet mit buddhistischer Mehrheit. Das Bistum liegt in der Diözese Pyay, der ehemaligen Apostolischen Präfektur von Sittwe (die 1940 errichtet wurde), die von Pfarrer Thomas Newman, dem ersten Apostolischen Präfekten, geleitet wurde. Später wurde das Gebiet den Missionaren Unserer Lieben Frau von La Salette (Salettiner) anvertraut, und 1961 wurde Bischof Thomas Newman der erste Bischof der Diözese, die zunächst den Namen Prome trug und 1991 in die Diözese Pyay umgewandelt wurde, wie sie heute besteht.
Die Gläubigen versammelten sich - ein außergewöhnliches Ereignis in Zeiten des Krieges – um mit und für Bischof Peter Tin Wai zu beten und um trotz des tragischen Kontextes in der Konfliktregion das Jubiläum der Hoffnung zu feiern. „Wir sind gekommen, um die Zeit Gottes zu feiern, die immer auch eine Zeit der Hoffnung ist“, so Kardinal Charls Maung Bo, der bei dieser Gelegenheit auch dem vorherigen Bischof Alexandre Pyone Cho dankte. In dem von Krieg und Armut geplagten Gebiet sei das Leben der Priester und Ordensleute schwierig, aber der Bischof habe sie immer unterstützt, wofür ihm auch Gläubigen dankbar seien. „Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen die Finsternis die Oberhand gewonnen zu haben scheint“, so Kardinal Bo weiter, „Das Böse schien das Gute zu erdrosseln. Der Hass scheint die Liebe überwältigt zu haben. Doch wir sind ein Volk der Hoffnung und feiern das Heilige Jahr der Hoffnung. Der Herr ist der Herr des Lebens, nicht des Todes. Während wir die Weihe von Bischof Peter Tin Wai als eine Familie feiern, freuen wir uns im Geist und spenden uns gegenseitig Trost und Ermutigung. Dies ist eine Zeit der Heilung und Versöhnung“.
Bischof Peter Tin Wai ist im Bundesstaat Rakhine geboren und aufgewachsen und daher mit der Region, der lokalen Kultur, den Herausforderungen und Kämpfen der Menschen vor Ort und der Notlage der Binnenvertriebenen bestens vertraut. Als Priester war er an der Seelsorge für die Vertriebenen beteiligt, „und seine Unverwüstlichkeit ist ein Zeugnis seines evangelischen Geistes“, betonten die Anwesenden und beschrieben ihn als jemanden, „der ein einfaches Leben unter den Menschen im Staat Rakhine führt, der ihre Tränen, Freuden und den Schmerz der Vertreibung und der Armut kennt“. Der Bischof werde in der Lage sein, „das Evangelium an Orten zu verbreiten, die von Wunden und Verzweiflung gezeichnet sind“ und „Frieden und Heilung zu bringen, wo es Konflikte gibt, in unseren Herzen, in unserer Diözese und in der Nation“. Das Gebiet des Staates Rakhine sieht sich auch mit dem Problem der Rohingya-Flüchtlinge konfrontiert, einer ethnischen Minderheit muslimischen Glaubens, die in den letzten Jahren zunehmen vertreiben wurde und nun ebenfalls Opfer des Konflikts ist
Unterdessen nähert sich die „Arakan Army“ (AA) der Stadt Sittwe, der Hauptstadt des Bundesstaates Rakhine, und bereitet nach Angaben von Beobachtern einen Angriff vor, um die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. In den letzten Tagen begannen die Zivilisten nach den anfänglichen Kämpfen in den Außenbezirken der Stadt, aus Sittwe zu fliehen. In der Zwischenzeit hat die Junta alle Fluchtwege blockiert. Von den 17 Gemeinden im Bundesstaat Rakhine befinden sich bereits 14 unter der Kontrolle der „Arakan Army“, und nur drei werden noch von der birmanischen Armee kontrolliert: Kyaukphyu, Munaung und Sittwe, wo sich das regionale Hauptquartier der burmesischen Militärjunta befindet.
Das Szenario, das sich im Staat Rakhine abspielt, ist in mehreren Staaten Myanmars anzutreffen und stellt ein Beispiel für die Präsenz der katholischen Gemeinschaft in dieser von vier Jahren Bürgerkrieg geprägten Zeit dar: sie gewährleisten das seelsorgerische und sakramentale Leben, leisten Hilfe und spenden Trost unter Vertriebenen, die über das gesamte Gebiet verstreut sind - sie haben oft ihre Dörfer und damit auch ihre Pfarreien verlassen. Und das Engagement wird mit großem Einsatz und einem tiefen Glaubenszeugnis auch in dieser schwierigen und unsicheren Zeit fortgesetzt.
Auch der Heilige Stuhl widmet der Region weiterhin ein besonderes Augenmerk mit der Errichtung neuer Diözesen, wie z.B. die Diözese Mindat, die auf einem Teilgebit der Diözese Hakha im Bundesstaat Chin an der Grenze zu Indien errichtet wurde. Zu den jüngsten Maßnahmen des Heiligen Stuhls gehören die Ernennung von Pfarrer Raymond Wai Lin Htun zum Weihbischof der Erzdiözese Yangon im Jahr 2024 und die Ernennung von Pater John Mung-ngawn La Sam (MF) zum Bischof der Diözese Myitkyina, der Hauptstadt des Staates Kachin, einem weiteren Gebiet, das von schweren Vertreibungen betroffen ist. Und dazu gehört auch die Ernennung des Priesters Felice Ba Htoo zum Bischofskoadjutor der Diözese Pekhon im Staat Shan, einem Gebiet, das von gewalttätigen Auseinandersetzungen betroffen ist und in dem in letzter Zeit neue Guerillagruppen wie die „United Wa State Army“ und die „Shan State Army-North“ entstanden sind, die allgemeinen Gewalt anheizen, unter der die katholischen Gläubigen wie alle anderen leiden und damit das Schicksal der lokalen Bevölkerung teilen.
(PA) (Fides 24/2/2024)