Archdiocese of Mandalay
Mandalay (Fides) - „Die Tragödie ist, dass es kaum oder gar keine Hilfe gibt. Wir sehen so viel Solidarität unter den Menschen, aber wir registrieren die völlige Abwesenheit des Staates. Das Gebiet von Sagaing, Epizentrum des Erdbebens, ist eines der Gebiete, in denen die Zusammenstöße aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs am stärksten sind. In der allgemeinen Instabilität gibt es keine organisierte Hilfe für die Opfer“, sagte eine lokale Fides-Quelle aus Kreisen der katholischen Gemeinde Mandalay in der Nähe von Sagaing, wo das Erdbeben vom 28. März die größten Schäden angerichtet hat.
„In den nicht von der Armee kontrollierten Gebieten, den so genannten „befreiten Gebieten“, gibt es keine funktionierenden zivilen Institutionen, so dass alles dem guten Willen der Bevölkerung oder der Organisation der Gemeinschaften und Armeen der ethnischen Minderheiten überlassen bleibt“, so die Fides-Quelle, die aus Sicherheitsgründen um Anonymität bittet, weiter. „In den von der Junta kontrollierten Gebieten sind einige Feuerwehren in der Hauptstadt Naypyidaw und in Mandalay im Einsatz, wo mehrere mehrstöckige Gebäude eingestürzt sind. Viele andere Gebiete sind völlig sich selbst überlassen. Der Staat ist völlig desinteressiert an den Bürgern, ihrem Zustand und ihrem Wohlergehen“.
Zwei starke Erdbeben der Stärke 7,7 und 6,4 auf der Richterskala erschütterten Myanmar am 28. März um 12.50 Uhr Ortszeit, wobei das Epizentrum in der Gegend von Mandalay lag. Dutzende von Menschen wurden schwer verletzt, und in den Straßen von Mandalay kam es zu panischen Szenen, bei denen die Menschen auf freie Flächen rannten, um ihr Leben zu retten. Die Erschütterungen waren auch im benachbarten Thailand, in Laos, Vietnam und in der angrenzenden chinesischen Region Yunnan zu spüren.
Offizielle Zahlen zu Opfern und Schäden liegen noch nicht vor. Die regierende Militärjunta hat inzwischen in sechs Regionen den Notstand ausgerufen und die internationale Gemeinschaft um humanitäre Hilfe gebeten und die Schließung der Flughäfen in der Hauptstadt Naypyidaw und Yangon angeordnet.
Die „Alte Sagaing-Brücke“ aus der Kolonialzeit, die vor 91 Jahren vom britischen Empire über den Irrawaddy-Fluss gebaut wurde, ist eingestürzt. Mehrere katholische Kirchen in Mandalay wurden beschädigt: Die katholische Gemeinde des heiligen Michael war am stärksten betroffen, während beim Einsturz einer Moschee in Mandalay 20 Menschen ums Leben kamen.
Die Kathedrale St. Joseph in der Stadt Taunggyi im Bundesstaat Shan wurde ebenfalls beschädigt. Viele Kirchen in Mandalay, Naypyidaw, Yangon und Taunggyi unterbrachen die liturgischen Feiern und baten die Gläubigen um Gesten der Solidarität mit diejenigen, die nun obdachlos sind.
Erdbeben kommen in Myanmar relativ häufig vor und haben in der Vergangenheit insbesondere die den Sagaing-Graben, die Verwerfungslinie an der Grenze zwischen der indischen und euroasiatischen tektonische Platte, betroffen. Im Jahr 2016 brachte ein Erdbeben der Stärke 6,8 in der alten Hauptstadt Bagan der Region Sagaing die Wände buddhistischer Tempel zum Einsturz. Experten zufolge hat die rasche Entwicklung in den Städten Myanmars in Verbindung mit alter Infrastruktur und schlechter Stadtplanung vor allem die bevölkerungsreichsten Gebiete des Landes anfällig für Folgen der Erdbeben gemacht. Nicht zuletzt aufgrund des vierjährigen Bürgerkriegs verfügt das Land über ein sehr schlechtes Gesundheitssystem, insbesondere in ländlichen Gebieten.
(PA) (Fides 28/3/2025)