Vatikanstadt (Fides) - Das ewige Leben sei kein „Erbe, etwas, das man von Rechts wegen erhält“, sondern durch die „freie Liebe“ Jesu. Daran erinnerte Papst Franziskus, der in dem Text der Katechese für die Generalaudienz, den er trotz seiner Genesungszeit auch an diesem Mittwoch vorbereiten ließ.
Im Rahmen seines seinen Katechese-Zyklus „Jesus Christus – unsere Hoffnung“ zum Heiligen Jahr 2025 hat der Bischof von Rom die Reihe der Betrachtungen über die Begegnungen zwischen Christus und den Personen seiner Zeit, wie sie in den Evangelien erzählt werden, fortgesetzt und in seiner aktuellen Mittwochskatechese die Begegnung Jesu mit dem reichen Mann aus dem Markus-Evangelium als zentrales Thema. Es handelt sich, wie es im Text der Katechese heißt, um eine Person, die „keinen Namen hat“. Der Evangelist Markus stellt ihn einfach als „einen Menschen“ vor, „der seit seiner Jugend die Gebote hält, aber den Sinn seines Lebens noch nicht gefunden hat. Er ist auf der Suche“.
Der Papst vergleicht die Entscheidungen dieses Mannes mit einem Schiff, das in See stechen will: „Es kann ein wunderbares Schiff sein, mit einer außergewöhnlichen Mannschaft, aber wenn es nicht den Ballast und die Anker hebt, die es unten halten, wird es nie in Fahrt kommen. Dieser Mann baute sich ein wunderschönes Schiff, aber er blieb im Hafen!“.
Dennoch ist er es, der „auf Jesus zuläuft“. Aber in dem Gespräch, so der Papst, sei die Verbform zu beachten: „Es fällt auf, dass dieser Mann das Vokabular der Unentgeltlichkeit nicht kennt! Alles scheint zu kosten. Alles ist eine Pflicht. Das ewige Leben ist für ihn ein Erbe, etwas, das man von Rechts wegen erhält, wenn man seine Pflichten gewissenhaft erfüllt. Aber welchen Platz kann da die Liebe in einem so gelebten Leben einnehmen, auch wenn es für das Gute ist?“.
Angesichts „seines schönen Lebenslaufs geht Jesus weiter und schaut nach innen. Das Verb, das der Evangelist Markus verwendet, sehr bedeutsam: in ihn hineinschauen. Was sieht Jesus, wenn er in uns hineinschaut und uns liebt, trotz unserer Ablenkungen und Sünden? Er sieht unsere Gebrochenheit, aber auch unseren Sehnsucht, so geliebt zu werden, wie wir sind“. Die Liebe Christi sei „umsonst“, das genaue Gegenteil der „Logik des Verdienstes, die diesen Mann bedrängt“, so der Papst weiter.
„Der Vorschlag, den Jesus diesem Mann macht, besteht darin, seinen Lebensstil und seine Beziehung zu Gott zu ändern“, denn „er erkennt, dass es in ihm, wie in uns allen, ein Mangel gibt“, d.h. “die Sehnsucht, in unserem Herzen, geliebt zu werden. Es gibt eine Wunde, die zu uns als Menschen gehört, die Wunde, durch die die Liebe hindurchgehen kann“. Und um diese Wunde zu schließen, so der Papst, „müssen wir uns nicht Anerkennung, Zuneigung, Rücksichtnahme erkaufen, sondern wir müssen alles, was uns belastet, ‚verkaufen‘, um unser Herz freier zu machen. Es besteht keine Notwendigkeit, ständig für sich selbst zu nehmen, sondern den Armen zu geben, zur Verfügung zu stellen, zu teilen“.
„Schließlich lädt Jeus den Man ein, nicht allein zu sein“, so der Papst. „Er lädt ihn ein, ihm zu nachfolgen, in Verbindung zu bleiben, eine Beziehung zu leben. Nur so ist es möglich sein, aus der Anonymität herauszutreten. Wir können unseren Namen nur in einer Beziehung hören, in der uns jemand ruft. Vielleicht sind wir heute, gerade weil wir in einer Kultur der Selbstgenügsamkeit und des Individualismus leben, noch unglücklicher, weil wir unseren Namen nicht mehr von jemandem hören, der uns unentgeltlich liebt“. Doch „dieser Mann nimmt die Einladung Jesu nicht an und bleibt allein, weil der Ballast seines Lebens ihn im Hafen hält. Manchmal halten wir sie für einen Reichtum, dabei sind sie nur eine Last, die uns zurückhält“, schloss Papst Franziskus.
(F.B.) (Fides 9/4/2025)