ASIEN/HEILIGES LAND - Mögliche Beschlagnahme von Kircheneigentum: Oberhäupter der christlichen Kirchen in Jerusalem stellen sich auf die Seite des armenischen Patriarchats

Donnerstag, 20 Februar 2025 mittlerer osten   jerusalem   ostkirchen   ortskirchen   kirchengüter   Ökumene  

thearmenianreport.com

Jerusalem (Fides) - „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“, so die Patriarchen und Oberhäupter der christlichen Kirchen Jerusalems mit einem Zitat des heiligen Paulus aus dem ersten Brief an die Korinther, im Hinblick auf um ihre brüderliche Verbundenheit mit dem armenischen Patriarchat der Heiligen Stadt, nachdem die Stadtverwaltung Jerusalems gedroht hat, die Immobilien des Patriarchats zu beschlagnahmen und zu versteigern, um die in den letzten Jahrzehnten angehäuften Steuerschulden zu begleichen, die laut den Beamten der Stadtverwaltung „astronomische“ Zahlen erreicht hätten.
Die geplante Beschlagnahme wird vom armenischen Patriarchat als Einschüchterung empfunden, das die Höhe der von den städtischen Steuerbeamten geforderten Beträge und die Art und Weise, wie die geschuldeten Beträge berechnet wurden, bestreitet.
Das bereits eingeleitete Beschlagnahmeverfahren war nach einer Petition des Patriarchats vorübergehend ausgesetzt worden, aber die Gemeindebeamten behaupten, dass die Frist für die Einlegung von Rechtsmitteln und die Senkung des geforderten Betrags nun abgelaufen ist. Das Patriarchat betont seinerseits, dass ein großer Teil der angeblichen Schulden mit Immobilien des Patriarchats zusammenhängt, die bereits an die Stadtverwaltung von Jerusalem verpachtet sind.
Eine gerichtliche Anhörung zu dem laufenden Streit ist für den 24. Februar angesetzt. Sollte das Gericht die Petition ablehnen und damit den Weg für ein Beschlagnahmeverfahren ebnen, warnt das Patriarchat, werde dies einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen und den Weg für weitere Beschlagnahmungen von Eigentum anderer kirchlicher Einrichtungen ebnen.
Am Mittwoch, dem 19. Februar, gaben die christlichen Kirchenoberhäupter in Jerusalem nun eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie ihre Verbundenheit und Solidarität mit dem armenischen Patriarchat „in seinem Streben nach Gerechtigkeit“ gegen das, was sie als „ungerechte Anordnung“ bezeichneten, ausdrückten. „Die gegen das armenische Patriarchat ergriffenen Maßnahmen“, so heißt es in der Erklärung, „erscheinen rechtlich zweifelhaft und moralisch inakzeptabel“.
Die Patriarchen und Oberhäupter der christlichen Kirchen Jerusalems erklärten: „Es ist unfaßbar, dass christliche Institutionen, deren Aufgabe seit Jahrhunderten darin besteht, den Glauben zu schützen, den Gemeinden zu dienen und das heilige Erbe des Heiligen Landes zu bewahren, nun mit der Beschlagnahmung von Eigentum auf der Grundlage israelischer Verwaltungsmaßnahmen bedroht werden, die ein ordnungsgemäßes Verfahren ignorieren“ und die Rolle des „Regierungsausschusses, der eingerichtet wurde, um solche Angelegenheiten gütlich zu verhandeln“, missachten.
Mit der angedrohten Beschlagnahmung von Eigentum, so betonen die Verantwortlichen der Jerusalemer Kirchen, „wird versucht, das Existenzrecht der armenisch-orthodoxen Kirche einzuschränken, sie der wirtschaftlichen Ressourcen zu berauben, die sie zum Leben und Arbeiten braucht, und das armenische Volk vor Ort der seelsorgerischen Betreuung durch ihre Kirche zu berauben“. Und: „Ein Angriff auf eine Kirche ist ein Angriff auf alle, und wir können nicht schweigen, während die Grundlagen unseres christlichen Zeugnisses im Lande Christi erschüttert werden“.
Die Patriarchen und Oberhäupter der christlichen Kirchen appellieren direkt an Premierminister Benjamin Netanjahu, Innenminister Mosche Arbel und den Minister Tzachi Hanegbi, „sofort zu intervenieren, alle Zwangsvollstreckungsverfahren einzufrieren und dafür zu sorgen, dass die Verhandlungen innerhalb des oben genannten Regierungsausschusses wieder aufgenommen werden, um eine gütliche Lösung in dieser Frage im Geiste der Gerechtigkeit zu erreichen“.
(GV) (Fides 20/2/2025)


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